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Die 50 mächtigsten Aachener
Prof. Dr. Wolfgang Becker, Direktor des Ludwig-Forums Aachen
Über die Macht der Bilder Von
Nachrichten-Redakteurin Annette Bosetti 1997
Aachen (an-o). Seine Adresse wird heiß gehandelt: Wolfgang Becker, Anlaufstelle für Künstler aus aller Welt, außerdem Direktor des
Ludwig-Forums in Aachen, war fast 30 Jahre an der Seite von Kunstsammler Peter Ludwig tätig. Der Mann weiß um die Macht der Bilder.
1972 war der promovierte Kunstgeschichtler gerade mal vier Jahre
im Dienst als Direktor der Neuen Galerie Aachen. Da rannte ihm ein gewisser Hacki Ritzerfeld, der mit aller Macht bei Becker ausstellen wollte, die Türen ein.
"Das geht nicht", signalisierte der Direktor und schlug vor, daß man seine Werke irgendwann vielleicht mal unter den Arkaden des Hauses zeigen könnte.
Am nächsten Tag zog Ritzerfeld mit der ihm eigenen spontanen Art seine Zeltschau hoch, veranstaltete auf dem Bürgersteig vor der Neuen Galerie eine Bilderschau. Seitdem steht in seinem Lebenslauf
als wichtiger Eintrag: "1972, Ausstellung in der Neuen Galerie." Becker schmunzelt.
"Kunst hebt. Kunst bereichert das Leben." Dr. Wolfgang BeckerLeiter des Ludwig-Forums
Etwa 100 Anfragen erreichten ihn im Jahr. Künstler, die anklopfen und anfragen, die unbedingt vom Namen Ludwig profitieren wollen. Denn wer einmal in der Sammlung Ludwig verewigt ist, hat ein Gütesiegel.
Der "Hoffnungsträger" Becker hat ein Herz für alle, sieht sich selbst als "Seelsorger", unternimmt Atelierbesuche, schreibt poetische Katalogtexte, hält Einführungen. Aber ausstellen tut er
nur die, die ins Konzept des Ludwig-Forums passen.
"Bevor wir die Gedanken in Worte fassen, sind die Bilder da. Und das sind nicht die Bilder aus der Kunst, sondern die im Kopf.
Man kann sich Gott nicht ohne Bild vorstellen", sagt Becker. Als er einmal für längere Zeit wegen eines Verkehrsunfalls "in Dunkelhaft saß", sechs Wochen nicht sehen konnte, wurde ihm die Bedeutung
des Augensinnes schmerzlich bewußt.
Er studierte in Paris, Bonn und Köln, promovierte 1965 über "Paris und die deutsche Malerei im 19. Jahrhundert".
"Nicht alle Menschen müssen Kunst lieben", sagt Becker. "Doch alle könnten sie verstehen. Kunst hebt. Kunst bereichert das Leben."
So wie er als 16jähriger Junge fasziniert war von seinem Poster mit Jacqueline Picasso, so seien für andere Menschen in anderen Zeiten andere Bilder maßgeblich: "Dort, wo die tiefste Empfindung
und die höchste Hoffnung Ausdruck finden sollen, brauchen wir Bilder."
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